Stimmen

Beate Simons Bilder eröffnen mir die Möglichkeit einer wahrhaftigen Zen Erfahrung:

Beispielhaft zeigt die Serie der Zen Kreise ein deutliches Merkmal ihrer Kunst auf. Dabei geht es nicht um ein Werk und schon gar nicht um einen Künstler, sondern einzig und allein um die Leere, das Nichts oder die Stille. Aus der Mitte des Bildes, einer Zielscheibe gleich, trifft mich aus der gegenläufigen Richtung ein Pfeil ins Zentrum meiner wahren Essenz.

Stephan Schwartz, Schauspieler, Sprecher

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Eine hellgraue Welle wie eine Schale in breitem Pinselschwung mit ausgefransten Enden und blauvioletten und schwarzen breiten Schlieren, türkisfarbenen Einsprengseln, darin goldene und schwarze sehr zarte fließende Linienelemente. Über der Welle/der offenen Schale schwebt eine goldene Kreisscheibe, auch mit einem Pinselschwung gesetzt – nicht vollständig, das obere rechte Viertel fehlt, in der Mitte ein schwarzer Fleck wie eine kleine Flamme, aus der hauchzarte Linien nach oben entschweben. Eine große Ruhe und gleichzeitig eine gesammelte Kraft geht von dieser Arbeit aus. „Sein“ nennt Beate Simon dieses Werk.
Schwarze, leicht durchscheinende flügelartige Formen auf großer weißer Fläche voller Leichtigkeit in Bewegung von rechts nach links, mit zarten hellblauen und goldenen Strichen zu kostbaren Gebilden verzaubert. Die Farbspritzer der mit dickem Pinsel schnell hingeworfenen Formen unterstreichen das Leichte, Heitere dieser Arbeit. Beschwingte Vögel, Schmetterlinge am weiten Himmel, bzw. in einer großen erfüllenden Leere. Auch mit dieser Arbeit wirft Beate Simon existentielle Fragen auf: Was trägt uns? Wodurch erhalten wir innere Ruhe und Kraft? Verlieren wir uns in der Weite oder nehmen wir sie in uns auf?
Einige Male konnte ich während mehrerer Kunst- Symposien in Hitzacker erleben, wie solche Arbeiten entstehen in großen aufgeräumten Atelierräumen. Alles ist dort wohlgeordnet. Schalen mit flüssigen Farben, Tuschen stehen bereit: Schwarz, Blauviolett, helles Türkis, helles Grau, Gold. Eine Reihe sehr breiter Tuschepinsel liegen nebeneinander. Große Bögen Papier (bis zu 2m x 3m) auf mehreren Tischen und auf dem Boden ausgebreitet. Die Künstlerin in meditativer Haltung auf einem Stuhl. Alles ist bereit für eine künstlerische Aktion. Das sind die äußeren Bedingungen für Beate Simons große Bilder zwischen Zeichnung und Malerei. Dazu kommt – unabdingbar – die innere Versenkung und Sammlung, aus der heraus dann der Malakt erfolgt, spontan, ohne vorher festgelegte Absicht, aus dem Körper heraus.
Ich sehe Beate Simons ausdrucksstarke Kunst in schöner Tradition zum „Tusche-Weg“ der japanischen Zen-Buddhisten und zu der poetischen Tusche- und Aquarellfarbenmalerei von Julius Bissier – gesteigert in sehr große Formate. Und die Künstlerin greift die gestische Malerei von Hans Hartung und Karl-Otto Götz und das Informal von Hann Trier wieder auf, in dem sich wie bei Beate Simon auch das tänzerische Element finden lässt.
                                                                                                                                             

Uwe Ahrens, Benthe, im März 2019